Das Leben ist entweder ein Wagnis oder nichts!

Eine kurze Denkschrift für Führungskräfte

Angst ist ein sehr schlechter Lebensberater. Das ist nicht neu, doch die aussergewöhnlichen Umstände der Coronakrise, die uns global immer noch fest im Griff haben, unterstreichen diese Binsenweisheit auf vortreffliche Weise. Als Unternehmer*in und Führungskraft bin ich jetzt besonders gefordert, aus der Komfortzone zu treten.

Zweifelsohne ist die Zukunft für unzählige KMU-Betriebe dunkel und ungewiss. Umso verständlicher ist es, dass man deswegen vorsichtig mit den Ressourcen umgehen will und muss. Doch auch hier macht die Dosis das Gift. Ist eine gewisse umsichtige Ängstlichkeit noch sinnvoller Schutz oder ist sie bereits schädliches Symptom?

Vollkasko-Mentalität

Als Gesellschaft haben wir uns in den vergangenen 100 Jahren eine Art «Vollkasko-Mentalität» angewöhnt. Wir leben in der Illusion, dass man alles versichern kann. Sicherheit ist zu einem tief verankerten Grundwert geworden, mit all seinen Vorzügen und Bequemlichkeiten, aber auch gravierenden Nachteilen. Denn hat man sich erst einmal an Sicherheit gewöhnt und wiegt sich somit in Sicherheit, nehmen Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Entschlossenheit immer mehr ab. Auch scheinen gewisse kardinale Werte und Tugenden dann immer mehr an Bedeutung zu verlieren, was vor allem für Mut und Klugheit gilt.
Dies wird dann zum Problem, wenn sich jene geglaubte Sicherheit mit einem Schlag als Illusion herausstellt, wie es gerade jetzt wieder passiert. Und je mehr man nun versucht, mit altbewährtem Denken und Handeln möglichst viel systemische Sicherheit wiederherzustellen, desto ohnmächtiger erscheint das, was dabei herauskommt.

Unternehmer*innen und Führungskräfte sind jetzt besonders gefordert, aus der Komfortzone zu treten.

Anführer*in sein

Nun sind in der Vergangenheit schon eine Vielzahl von Menschen als Anführer*in vorneweg gegangen und haben ihren Mut und ihre Vision auf andere übertragen. Daraus sind oftmals aus grossen Krisen heraus grossartige kollektive Leistungen entstanden, die gar als undenkbar galten.
Und hier liegen Apell und Anspruch an bewusste und besonnene Unternehmer*innen und Führungskräfte. Nehmen Sie sich eine/n der oben erwähnten Anführer*innen raus und studieren Sie deren Entscheidungen, Handlungen und Visionen. Das ist es, was Sie jetzt einbringen können und sollten. Denn gerade jetzt brauchen Sie einen fest verschworenen Teamgeist, getragen von einer gemeinsamen Vision, der alle Beteiligten mit höchster intrinsischer Motivation entgegenstreben.

Neue Wege beschreiten

Haben Sie den Mut, sich über persönliche Befürchtungen oder gar Ängste zu erheben und mit Hoffnung und Zuversicht ganz neue Wege zu beschreiten (ohne freilich dabei den Kurs zu verlieren). Wagen Sie Neues, gehen Sie gewisse Risiken ein. Und vor allem, überraschen und begeistern Sie damit Ihre Mitarbeitenden. Manchmal inspiriert schon die Frage: «Was würden wir alles tun und welche Risiken wären wir bereit einzugehen, wenn wir von heute an neu beginnen müssten?» Eine Frage, die ich als Business Coach und Moderator in GL-Klausuren gerne mal einbringe.
Dazu muss man sich als Führungspersönlichkeit erst einmal mit sich selbst, seiner Rolle als Leader und seinen eigenen Ängsten und Schwächen auseinandersetzen sowie mit einer tragfähigen Vision. Das ist unbequem.
Wie sehr es sich aber lohnt zeigt das Leben von Helen Keller, die seit früher Kindheit in völliger Stille und Dunkelheit (taub und blind) ein fantastisches Leben voller Fülle für sich und andere lebte. Und um mit ihren Worten zu enden, wie es begann: «Das Leben ist entweder ein Wagnis oder nichts.»

Autor: Frank Goffin, Executive Head Coach

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