Emotional intelligent durch die Krise - aber wie?

Die drei Stufen der emotionalen Intelligenz.

Corona hat die Welt im Griff und tatsächlich weltweit eine handfeste Krise ausgelöst, gesundheitlich, wirtschaftlich und vor allem emotional.
Lebensumstände und Annehmlichkeiten, die bislang selbstverständlich erschienen, sind auf einmal in Frage gestellt. Völlig unvermittelt sind auch wir Menschen der westlichen Industriestaaten die Maslowsche Bedürfnispyramide ein paar Stufen herab gestürzt. Je nach der individuellen Situation bis auf die unterste Ebene der Grundbedürfnisse, definitiv sehen wir uns aber mehr oder weniger alle in unserem Bedürfnis nach Sicherheit (körperlich wie seelisch), nach sozialem Austausch und nach individueller Freiheit bedroht. Wenn die Erfüllung eines oder mehrerer Bedürfnisse von aussen verwehrt wird, geraten wir mit diesem «Aussen» in einen Konflikt und wir reagieren darauf mit dem uns opportun erscheinendem Konfliktverhalten: Aggression, Verzweiflung, Leugnung und Verdrängung (auch wenn dies angesichts des Chaos um uns herum kaum mehr möglich ist), Trotz (jetzt erst recht!), Rationalisierung (um das Chaos im Innern zu beschwichtigen) oder stumme Resignation und sich Ergeben.

Dies sind verständliche Reaktionen, nur leider sind sie angesichts der aktuellen Herausforderung nicht wirklich hilfreich. Und wie es oft mit «schlechten» Gefühlen der Fall ist, versuchen wir sie zu unterdrücken, nur dass uns aktuell dazu eventuell nicht so viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen wie sonst, zurückgeworfen auf unser Zuhause mit wenig Ablenkungsmöglichkeiten um uns herum.
Höchste Zeit also sich zu fragen, wie kann ich diese Phase, von der bislang keiner mit Sicherheit sagen kann, wie lange sie dauern wird, emotional intelligent meistern, so dass es mir besser geht und damit auch meiner Familie, meinen Mitarbeitern (gerade dann, wenn ich Unternehmer bin oder Führungsverantwortung habe).

Keine Anhänger der oberflächlichen "Think Positiv-Strategie"

Die erste und nicht gerade kleine emotionale Herausforderung liegt darin, dass, was ich fühle, zu akzeptieren und anzunehmen. Ja ich habe Angst, ja ich bin verunsichert, ja ich mache mir Sorgen! Es wäre naiv und weltfremd jetzt so zu tun, als sei es nicht so. Wir bei CLOVER COACHING sind keine Anhänger der oberflächlichen «Think Positiv – Strategie». Auch wir haben mit diesen negativen Gefühlen zu kämpfen. Und wir erleben auch, dass der Weg zur Besserung zunächst mal durch das Tal der Akzeptanz führt.
Dann kommt Schritt 2. Ich trete quasi aus mir heraus und mache mir bewusst, dass die aktuellen Umstände all meine negativen Gefühle nicht verursachen, sondern diese lediglich auslösen.

Wir als erwachsene Menschen lernen keine neuen Gefühle mehr, wir tragen all diese bereits seit frühester Kindheit, ja vielleicht schon seit der Zeit vor unserer Geburt als Embryo in uns. Ein Embryo spürt den Stress, die Angst, die Traurigkeit der Mutter ganz elementar auf physiologischer Ebene, lange bevor er/sie rational denken oder diesen Gefühlen einen Namen geben kann. Und an diese elementaren, schon lang in uns verankerten Grundängste dockt nun die Wirklichkeit an.
Und auf einmal sind wir in unserem Inneren wieder das kleine Kind, dass Angst hat, sich verlassen oder verzweifelt fühlt. Und so suchen wir auf irrationalen Wegen Sicherheit in Hamsterkäufen, wohl wissend, dass jeder Vorrat, so gross er auch sein mag, irgendwann aufgebraucht sein wird.
Dabei übersehen wir den Vorrat, der jedem von uns unbeschränkt und ohne Zeitlimit zur Verfügung steht, nämlich unsere Fähigkeit zur emotionalen Intelligenz und das Schöpfen aus den eigenen emotionalen Ressourcen.

Was genau bedeutet das? Oben habe ich bereits über die Akzeptanz gesprochen von dem, was ist. Das entspricht der ersten Stufe der emotionalen Intelligenz, der Selbstwahrnehmung, dem sich seiner selbst bewusst werden. Sich zu vergegenwärtigen, dass die aktuelle Situation nicht die Ursache meiner aktuellen Gefühlslage ist, sondern sie nur dadurch ausgelöst wird. Und ich kann mir bewusst werden darüber, dass ich alle Angst- und Paniksituationen in meiner Vergangenheit überstanden habe und gestärkt daraus hervorgegangen bin.
So wird es auch mit der aktuellen Situation sein. Es wird ein Leben nach Corona geben, auch wenn es vielleicht nicht mehr dasselbe Leben sein wird wie vorher. Doch nichts ist so beständig wie der Wandel.
Mit diesem Bewusstsein kann ich in die zweite Stufe der emotionalen Intelligenz überwechseln, die Selbststeuerung im positiven Sinne, das Aktivieren der positiven Ressourcen in mir selbst wie Glaube an mich selbst, meine Stärken, meine Kreativität, mein Durchhaltevermögen. Und daraus gewinne ich Resilienz, Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Selbstmotivation, der dritten Stufe der emotionalen Intelligenz.

In einem Artikel zuvor haben wir über die Krise als Chance geschrieben.
Ja, das ist sie in der Tat!
Unsere emotionale Intelligenz hilft uns, diese Chance zu sehen und zu nutzen.

Ich wünsche Ihnen dabei von Herzen alle Kraft und viel Erfolg!

Autor/in: Sigrid Goffin, Senior Business Coach, Kommunikationstrainerin, Mediatorin