Kontrolle ist gut? Vertrauen ist besser!

Gewachsenes Vertrauen gehört zu den kostbarsten Kapitalen eines Unternehmens

Seriöse Kundenbeziehungen und nachhaltig motivierte Mitarbeiter zählen zu den Garanten unternehmerischen Erfolges. Derartig ideale Grundlagen sind ohne eine solide Basis des Vertrauens kaum vorstellbar.

Befragt man das neuzeitliche «Google- Orakel» nach dem Stichwort «Vertrauen», darf man durchaus einen repräsentativen Querschnitt bei höchster Trefferquote erwarten. Um so mehr überrascht dann aber das Suchergebnis. Über den obligatorischen Leitartikel aus «Wikipedia» (intellektuell recht gehaltvoll) vorbei an amüsanten Zitaten und Aphorismen findet man sich schnell beim Thema «Vertrauen nach Seitensprung», gleich gefolgt von «Vertrauen in den Investment-Markt» wieder – all das auf der ersten Bildschirmseite.

Dies lässt die Vermutung aufkeimen, dass vom wahren Wert des Vertrauens auf breiter Ebene keine oder nur kümmerliche Kenntnis vorzuherrschen scheint. Nimmt man dann noch vergangene oder aktuelle Geschehnisse hinzu, bestätigt sich: Ob in Politik, Wirtschaft oder Umwelt – die Zahl der negativen Headlines und der Prognosen daraus sind viel zu oft gezeichnet von verlorenem oder verspieltem Vertrauen und den Konsequenzen daraus.

Und doch gehört gewachsenes Vertrauen zu den kostbarsten Kapitalen eines erfolgreichen Unternehmens. Doch je dringender es seiner auch bedarf, der Trend zu wachsendem Misstrauen degradiert Vertrauen im Geschäft zur Mangelware. Dabei liegt die Ursache für den Mangel nicht in den Umständen. Vielmehr sind die Umstände ein Resultat jenes Mangels, gestützt von fragwürdigen Klischees.

So sei Vertrauen als Emotion ja nicht kontrollierbar, insofern also für den systemischen Prozess ungeeignet. Tatsächlich gehört Vertrauen zu einer wirkungsvollen Gruppe emotionaler Befindlichkeiten, die durch geschicktes Einbeziehen von Verstand und Wille sehr wohl steuer- und erlernbar sind. Des Weiteren ist Vertrauen keineswegs immer absolut. Vielmehr ist es in Abhängigkeit von Mensch und Umfeld ständig in Bewegung. Damit erklärt sich auch die unterschiedliche Notwendigkeit angemessener Kontrolle, die beim verantwortungsbewussten Führen eine Selbstverständlichkeit ist.

Saat und Ernte

Im eigenen Führungsverhalten liegen die wichtigsten Erkenntnisse. Denn in Einklang mit Umwelt und Natur versteht sich Vertrauen als Prinzip des Erntens. Um eine reiche Ernte einzufahren, muss erst einmal ausreichend gesät werden. Wem es besser gefällt, der möge Vertrauen mit Geld vergleichen. Jeder Anspruch an grosse Erträge beginnt immer erst einmal mit einem Guthabenkonto, auf das man ganz zu Beginn Geld einzahlen muss. Und in beiden Fällen arbeitet dann erst einmal die Zeit.

Vertrauen als Chance

In der chinesischen Symbolschrift gibt es für «Krise» und «Chance» nur ein Symbol. Die dahinterliegende Weisheit offenbart sich vor allem bei der Vertrauensbildung. Denn wahres Vertrauen wächst nicht am «freundlichen Miteinander» in Zeiten des Wohlstands. Diese bestenfalls «Vertrautheit» zerfällt beim ersten strengen Wind zu Staub. Wahres Vertrauen entsteht und wächst vor allem in «schweren Zeiten», in denen schon immer die Menschen enger zusammenrückten. Wer also in Zeiten der Krise statt auf Druck, Angst, Bedrohung vielmehr auf gezielte Vertrauensbildung setzt, nutzt bei geringsten Kosten eine fantastische Chance zum Wohle des Unternehmens. Erreicht wird dann Vertrauen durch die Sicherheit einer ausnahmslosen Konsequenz, durch klare Richtlinien und sofortiges Anfassen unangenehmer Dinge im Innen- und Aussenverhältnis. Dass ein derartiges Führungs- und Arbeitsverhalten unweigerlich auch zu herausragenden Resultaten führt, ist dabei fast schon ein Nebeneffekt.

Autor: Frank Goffin, Executive Head Coach
Publikation: KMU News 11 | 18 des Gewerbeverband Basel-Stadt